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Wie viele Eigenbrötler verträgt ein Team?

Exzentrische Persönlichkeiten sind die würzigen Zutaten eines Teams: Sie bringen originelle Ideen, hinterfragen Konventionen und treiben innovative Lösungsansätze voran. Doch wenn sie nicht richtig geführt werden, können sie schnell zum Störfaktor werden. Die zentrale Frage lautet also: Wie viele Eigenbrötler verträgt ein Team – und unter welchen Umständen?

Kreative Köpfe für komplexe Herausforderungen

Studien zeigen, dass Teams mit heterogenen Persönlichkeiten in bestimmten Kontexten erfolgreicher sind. „Für sogenannte disjunktive Aufgaben, bei denen kreative Problemlösungen gefragt sind, können exzentrische Charaktere eine große Bereicherung sein“, erklärt Prof. Dr. Anja Göritz, Arbeitspsychologin an der Universität Freiburg. Solche Aufgaben verlangen nicht nach Routine, sondern nach Originalität und mutigen Ideen. Hier können Eigenbrötler glänzen und die Teamleistung auf ein neues Niveau heben. Ihre Andersartigkeit bringt oft genau die Perspektivenvielfalt, die für komplexe Problemlösungen notwendig ist.

Allerdings sei Vorsicht geboten, warnt Göritz: „Diese Persönlichkeiten können die Teamdynamik belasten, wenn ihre Eigenheiten nicht richtig eingebunden werden.“ Es liege an der Führungskraft, für ein Gleichgewicht zwischen individueller Freiheit und kollektiver Zusammenarbeit zu sorgen.

Fingerspitzengefühl der Führungskräfte

Die Rolle der Führungskraft ist in diesem Kontext entscheidend. Laut einer Studie der Stanford University aus dem Jahr 2020 scheitern Teams häufig nicht an mangelndem Fachwissen, sondern an Konflikten innerhalb der Gruppe. „Klare Kommunikation und eine zielgerichtete Moderation sind unerlässlich“, betont Führungsexpertin und Buchautorin Dr. Anabel Ternes von Hattburg. Führungskräfte müssen einerseits die besonderen Stärken der Eigenbrötler nutzen und ihnen Raum zur Entfaltung geben, andererseits jedoch klarstellen, dass das gemeinsame Ziel an erster Stelle steht.

Besonders wichtig ist, Quertreiber und Nörgler nicht einfach abzustrafen, sondern die Ursachen ihres Verhaltens zu ergründen. „Manchmal signalisiert eine destruktive Haltung nur, dass sich eine Person unterfordert fühlt oder keinen Sinn in ihrer Aufgabe sieht“, erklärt Ternes. In solchen Fällen können gezielte Sonderaufgaben oder neue Herausforderungen die Motivation zurückbringen.

Die richtige Mischung zählt

Ein weiterer Aspekt ist die Teamzusammensetzung. „Teams mit zu vielen Eigenbrötlern verlieren oft die Balance, weil sich Konflikte häufen und die Effizienz sinkt“, erklärt Dr. Florian Becker, Experte für Teampsychologie an der LMU München. „Die ideale Mischung besteht aus unterschiedlichen Persönlichkeitstypen – kreative Freigeister, pragmatische Umsetzer und strukturierte Koordinatoren.“

Letztlich hängt die optimale Anzahl von Eigenbrötlern im Team stark von der Aufgabe ab. Während sie bei kreativen Projekten unverzichtbar sein können, sind sie in routinelastigen Prozessen oft eher hinderlich. Entscheidend ist, ihre Stärken gezielt einzusetzen und mögliche Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu moderieren.

Die Kunst, Individualität und Teamgeist zu vereinen

Exzentrische Charaktere können einem Team Flügel verleihen, wenn sie richtig geführt werden. Entscheidend ist, dass Führungskräfte sowohl die individuellen Stärken fördern als auch die Teamziele klar kommunizieren. Wie viele Eigenbrötler ein Team tatsächlich „verträgt“, hängt von der Aufgabe, der Teamstruktur und der Führungskompetenz ab. Mit Fingerspitzengefühl und einer durchdachten Strategie kann aus der vermeintlichen Herausforderung ein klarer Wettbewerbsvorteil entstehen.

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