In den USA ist The Persuit Of Hapiness, also das Streben nach Glück, konstitutionell verankert, zum Jahreswechsel wünschen wir einander „ein glückliches neues Jahr“ und vor Prüfungen heißt es „viel Glück“. Das große Glück wünschen wir uns alle, höchste Zeit also zum Anfang des neuen Jahres mal Klartext zu schreiben rund um das Glücklich sein und -bleiben. Dabei sind wir ja laut des Volksmundes alle „unseres Glückes Schmied“. Manchmal aber vernachlässigen wir, was wirklich glücklich macht.
Das liebe Geld
Zunächst zu einem der meist diskutierten Themen in der Glücksforschung: dem Geld. Der bekannte Psychologe Daniel Kahneman und sein Forscherkollege, der Ökonom Angus Deaton, belegten in mehreren Studien, dass das Glücksgefühl bei mehr Gehalt proportional zunimmt. Beispielsweise erlebt jemand, der ein jährliches Einkommen von 15.000 Euro erhält, sehr starke Glücksgefühle, wenn sich diese Summe auf 30.000 Euro verdoppelt. Auch eine weitere Steigerung auf 60.000 Euro wird noch als sehr positiv erlebt. Allerdings stellt sich aber scheinbar ab ca. 61.000 Euro Jahresgehalt ein sogenannter abnehmender Grenznutzen ein; eine weitere Steigerung des Einkommens geht in der Regel nicht mit einer Erhöhung des empfundenen persönlichen Glücks einher. Das heißt also ein finanzielles Polster macht glücklich bis die Grundbedürfnisse gedeckt sind und man nicht ständig „aufs Geld schauen“ muss. Mit steigendem Gehalt flacht aber die Glückskurve ab, man gewöhnt sich schlichtweg an das Mehr an Geld.
Allerdings unterscheiden die Autoren zwischen zwei Arten von Glück: dem alltäglich empfundenen Glücksgefühl und der kognitiven Zufriedenheit über das im eigenen Leben Erreichte. Letzteres wächst tatsächlich auch mit ansteigendem Gehalt und kennt keinen Sättigungspunkt. Endgültig beantworten lässt sich die Frage nach dem direkten Zusammenhang zwischen Geld und Glück also nicht.
Shoppen vs. Reisen
Helfen können hier die Ergebnisse einer anderen Forschungsarbeit: Ausschlaggebend für unser Glück ist auch, was wir mit unseren finanziellen Mitteln machen. So konnten unter anderem der Psychologe Leaf Van Boven und Kollegen in Studien nachweisen, dass Menschen nach einem Erlebnis, wie zum Beispiel einer Reise, langfristig vermehrt positivere Gefühle beschreiben als diejenigen, die etwas Materielles erwarben. Zurückzuführen ist dies unter anderem darauf, dass Erlebnisse dem psychologischen Phänomen der „positiven Umdeutung“ unterliegen. Das heißt also, dass auch wenn die Reise nicht immer ganz reibungslos verlief, im Nachhinein doch die positiven Gefühle im Gedächtnis überwiegen.
Anders verhält es sich dagegen bei Konsumgütern: Wenn unser neues Paar Schuhe sich nach kurzer Tragezeit als unbequem entpuppt, bereuen wir unseren Kauf und haben das Gefühl eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Darüberhinaus machen uns unsere Erlebnisse und Erfahrungen zu einem bedeutenden Teil als Person aus; zudem tragen diese natürlich auch zu einer Stärkung unserer sozialen Beziehungen bei.
Die glücklichsten Menschen
Bei der Recherche für diesen Artikel hat mich eine Forschungsarbeit ganz besonders beeindruckt: Die Grant-Studie. Sie liefert über Jahrzehnte hinweg Einblicke in das Leben von 268 männlichen Harvard-Absolventen des Jahrgangs 1910. Die Studie sei wie ein Roman, beschreibt der Leiter der Studie George Vaillant im Interview mit der Süddeutschen die Langzeituntersuchung: einen so vielschichtigen Einblick in die Schicksale der Menschen erhalte man sonst nur dort. In regelmäßigen Abständen werden die verbliebenden Teilnehmer bis heute zu ihrer persönlichen Lebenssituation befragt. Die glücklichsten und zufriedensten Menschen waren demnach nicht ausschließlich diejenigen, die sich bester Gesundheit erfreuten, ein gutes Einkommen hatten oder einer erfüllenden Arbeit nachgingen. Auch wenn genannte Faktoren sehr bedeutend sein können für das persönliche Glück, zeigt sich eine Gemeinsamkeit, die die zufriedensten Männer der Studie teilen: Sie alle haben oder hatten ein gefestigtes soziales Umfeld, auf das sie sich verlassen können/konnten.
Generell ist das richtige Maß entscheidend: Glückseligkeit zu erreichen bedeutet für die Glücks-Forscher vor allem die sofortige Befriedigung zu vermeiden. Denn diese führt zu Exzess und Abhängigkeit, die das genaue Gegenteil von Glück darstellen. Praktisch gesehen heißt das unter anderem, dass gelegentliche kleine Anschaffungen zufriedener machen, als der eine große Kauf. Und die Vorfreude ist ja bekanntlich auch die schönste Freude.
Fazit
Zusammengefasst lässt sich vor allem festhalten: Wir sollten mehr in unsere Beziehungen investieren. Sie bescheren uns Glücksgefühle und bringen langfristige Zufriedenheit mit sich. Aber auch ein erfüllender Job, eine spannende Reise oder ein gutes Buch können für das kleine und große Glück sorgen. Die Wissenschaft liefert hierzu spannende Erkenntnisse, die sicher zum Denken anregen – was uns glücklich macht, wissen wir dann aber doch selber am besten.
Das Jahr ist jung, Zeit loszulegen! Vielleicht rufe ich jetzt mal meine Eltern an, die freuen sich sicher…
Quellen:
Kahnemann, D. & Deaton, A. (2010). High income improves evaluation of life but not emotional well-being. Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA, 107(38).
Sauer, M. (2013). Der weite Weg zum Glück. Süddeutsche Zeitung Magazin. 2013(13).
Van Boven, L. (2005). Experientialism, Materialism and the Pursuit of Happiness. Review of General Psychology, 9(2), 132-142.